Der Fussball kommt nach Marmelshagen
Die Vereinsgeschichte des SV Phönix Bochum
Die ersten 50 Jahre (1910-1960) von Friedrich Heuer,
die zweiten 50 Jahre (1961-2010) von Peter Borchardt.
Der Ball, das einfache Spielgerät, umweht eine jahrtausendalte Geschichte. Die angeborene Freude am Spiel, am zweckfreien Tun, das Erlebnis der eigenen Kraft und Geschicklichkeit, ließen ihn zum liebsten Spielzeug werden. Die Geschichte der Ballspiele reicht bis in die Wiege der Menschheit zurück. Sie beginnt bei den Ägyptern, Persern, Arabern, Griechen, Römern und Germanen und führt über das Mittelalter in die Neuzeit.
Wir können nicht mit Sicherheit sagen, welches Volk das Fussballspiel erfand. Wir nennen England das „Mutterland“ des Fussballsports, weil dort die Entwicklungsgeschichte vom Mittelalter zur Neuzeit zu verfolgen und das Spiel auf den heutigen Stand gebracht worden ist. Wir wissen aber das römische Legionäre schon ein ähnliches Spiel in Britannien einführten. Allerdings hatte die erste Form des Spiels wenig mit dem modernen Fussballsport gemeinsam. Die Regeln waren dem Charakter des Kampfes angeglichen. Es kämpften die Männer eines Dorfes gegen die Jungmannschaft des Nachbardorfes. Ziel des Kampfes war es, den Ball, der etwas einen Meter im Durchmesser maß, an irgendeinen Punkt des Gegendorfes niederzulegen.
Weitere Spielregeln fehlten, alle Mittel waren erlaubt und so wogte der Kampf oft tagelang auf und nieder.
Nur langsam entwickelte sich dieses Spiel! 1583 gibt es die ersten Spielregeln. Spielfeld und Ball werden kleiner und die Zahl der Teilnehmer auf 20-30 auf jeder Seite herabgesetzt. Bestimmte Ausschreitungen werden verboten, so das Halten am Gürtel und gewissermaßen das Abseitsstehen. Jede Mannschaft stellt einen Schiedsrichter, die dann gemeinsam einen Dritten als Oberschiedsrichter wählten. So spielte man lange Zeit. Fortschritte waren kaum zu verzeichnen. Erst das Jahr 1862 mit der Trennung von Association Football (umgangssprachlich auch „Soccer“ genannt) und Rugby und der Schaffung neuer Regeln in Uppingham brachte die Wende. Mit der Gründung des englischen Fussballverbandes 1863 in London wurde das Spiel zum wahren Volkssport. Jetzt beginnt die moderne Entwicklung und König Fussball tritt seinen Siegeszug um die Welt an. Am 22. Januar 1900 wird der Deutsche-Fussball-Bund gegründet, der damals 86 Vereine umfasste.
Im Jahr 1910, als der „SV Phönix Bochum“ gegründet wurde, war das Fussballspiel bereits seinen Kinderschuhen entwachsen. Fussball gilt gemeinhin als „traditioneller Arbeitersport“ – ein Image, zu dem die Fussballgeschichte des Ruhrgebiets wesentlich beigetragen hat. Doch die Wiege des deutschen Fussballs stand eigentlich im bürgerlich- akademischen Millieu.
Die ersten Kicker auf deutschen Boden waren hier lebende Engländer, in der Regel Diplomaten, Geschäftsleute, Ingenieure, Studenten, Langzeittouristen oder Verwandte der deutschen Herrscherhäuser. In einigen Städten waren so genannte „Engländerkolonien“ entstanden. Zunächst blieben die Engländer unter sich, doch nach und nach stießen deutsche Bürger hinzu.
Tatsächlich avancierte der Fussball zum erfolgreichsten und langlebigsten Exportprodukt des britischen Empires. Und so nimmt dann auch die Geschichte des SV Phönix Bochum seinen Lauf.